Sonntag, 15. Juli 2007

Ron Paul - der Kapitalist

Wer Ron Paul sprechen sieht, was das private basisdemokratische Internet heute breiten Bevölkerungsschichten erlaubt, spürt die herzliche Menschlichkeit, die dieser gebildete und bescheidene Mann ausstrahlt. Und doch ist er für freie Märkte und gegen die staatliche Wohlfahrt. Er lehnt staatliche Eingriffe in das Gesundheitswesen ab, ist gegen staatliche Schulen, gegen das staatliche Verbot von privatem Schußwaffenbesitz - ja will sogar die UNICEF abschaffen (auch wenn er in diesem Interview sehr offen und sympathisch sagt, daß er nicht dort anfangen würde). Wie paßt das zusammen? Wie kann dieser Mann diese ehrliche Sorge um seine Mitmenschen ausstrahlen und ausdrücken und trotzdem gegen die staatliche "kostenlose" Bildung sein, gegen Mindestlöhne (bzw. Mindestlohnforderungen, wie der geschulte "Austrian" sicher sagen würde)? Was meint er, wenn er sagt, daß wir UNICEF nicht brauchen, daß wir es besser könnten?

Ganz einfach. Ron Paul ist ein Kapitalist. Er glaubt an die Freiheit der Märkte. Er glaubt daran, daß er die Menschen, die ihn zu ihrem Führer wählen, zu ihrem obersten Repräsentanten auf Zeit, nicht zur Solidarität zwingen muß, nein zwingen darf. Wer ihn wählt, scheint ihn zu respektieren und er respektiert dann auch den Akt der Wahl, als Mandat eines souveränen Bürgers, den er nicht zu lenken, leiten, erziehen, bevormunden, korrigieren, dirigieren und zu enteignen hat -solange dieser nicht die (Abwehr-)Rechte anderer verletzt (ich nutze das Wort "Abwehrrecht" in diesem Kontext eigentlich ungern, da es eine Tautologie darstellt, es erscheint mir aber eine notwendige Präzisierung, angesichts der bunten Vielfalt moderner Rechtsverständnisse).

Eine ungewöhnliche Einstellung, für einen Politiker.

Deswegen will Dr. Ron Paul die zentralstaatliche US-Einkommenssteuer abschaffen. Weil er sieht, was die Regierung mit diesem Geld macht. Aber auch die Vorstellungskraft besitzt zu sehen, was für ein Wohlstand entstünde, wenn dieses Geld bei "We the people" bliebe.

Deswegen ist Dr. Ron Paul für die Abschaffung der US-Zentralbank FED, weil er der Meinung ist, daß nichts und niemand die Macht haben sollte, Geld aus schierer Luft zu erschaffen ("Fiat Money" - was kein Seitenhieb gegen die Lire ist, sondern eine Anspielung auf das biblische "Fiat Lux" - "Es werde Licht") . Er wendet sich gegen die Gottspieler.






Aaron Russo talks with Ron Paul

Er weiß, daß freier Wettbewerb der größte und mächtigste Entmachter ist, daß das Recht auszuwählen, das Recht "Nein" zu einem Angebot zu sagen, das ausmacht, was wir unter "Freiheit" verstehen, verstanden haben, verstehen sollten. Er weiß, daß nichts und niemand die Macht haben sollte zu bestimmen, was das Lebensmedium der modernen Zivilisation, das Geld, wert sein sollte, in dem er einfach die Menge des vorhandenen Geldes künstlich aufbläht. "Inflation" kommt von lat. "inflare" "aufblähen" und bedeutete ursprünglich die Vermehrung der Geldmenge und nicht die jährlichen Preis-Schwankungen eines staatlich determinierten Warenkorbes. Wer das vertiefen möchte, dem sei z.B. der Artikel "The Principle of Sound Money" des deutschen Ökonomen Thorsten Polleit ans Herz gelegt.

Dr. Ron Paul weiß, daß sowohl die progressive Einkommensteuer als auch die Schaffung einer Zentralbank zwei Kernpunkte des Manifestes der Kommunistischen Partei sind. Oder um Marx wörtlich zu zitieren "starke Progressivsteuer" und "Errichtung einer monopolistischen Nationalbank mit Staatskapital". Als Kapitalist, der er ist, lehnt er beides ab, denn er hat Hayeks "Weg in die Knechschaft" gelesen und ein Bild des Wirtschaftsnobelpreisträgers und Sozialphilosophen ziert sein Arbeitszimmer. Ron Paul weiß, daß es nur "Markt" oder "Befehl" gibt und hat noch das Gespür dafür, daß die eigenen guten Absichten einen nicht der Verantwortung entheben, die Macht zu befehlen so vorsichtig wie irgend möglich anzuwenden. Auch in einer sogenannten modernen Demokratie, in der 51% bestimmen können, was mit 49% zu geschehen hat. "Limited government" - eine beschränkte Regierungs(macht) - heißt die Einflußsphäre auch der leider sogar allzuoft nur angeblichen Mehrheitsmeinung zu beschränken.

Selbst wenn "die Mehrheit" oder die, die behaupten für sie zu sprechen, es noch so gut meinen und noch so sehr "helfen" wollen. Das Recht, von welcher Kreation des menschlichen Geistes auch immer, unter welchem Namen auch immer, Hilfe zu bekommen, mag wünschenswert sein, aber es bedeutet keine "Freiheit", auch keine "positive". Und eigentlich sind die einzigen beiden legitimen Wege, zu diesem Recht zu kommen, der gegenseitige Vertrag oder das Geschenk desjenigen, der einem die Hilfe zukommen läßt. Wer meint, für die Armen und Schwachen davon abweichen zu dürfen oder müssen, was einen nahezu unhinterfragbaren "Konsens" (in den soviel "sens" mir aber nicht geflossen zu sein scheint) in unserer westlichen Welt darstellt, dem möchte ich nur die Worte Erich Weedes zu bedenken geben, "dass dieser Konsens immer auch Missbrauchsanreize schaffen muss, weil man durch das Bedürftigwerden Ansprüche gegen andere erwerben kann". Und ergänzen, daß auch die Macht, über Bedürftigkeit und Ansprüche zu bestimmen, Missbrauchanreize schafft.

Den Gründervätern der jungen USA war dies bewußt. Sie lebten in den Gedanken und Grundsätzen der Aufklärung und lernte nicht nur in staatlichen Universitäten darüber.

Auf diesen Grundsätzen sind die US of A gegründet worden und es ist ironisch, daß in den Adern des angeblich kapitalistischsten Landes der Erde, den USA, kein kapitalistisches Geld fließt und die angeblich freien Bürger im Land of the Free vom angeblichen Bewahrer und Beschützer ihrer Rechte enteignet werden und von ihm um den Lohn ihrer Arbeit zweifach bestohlen werden, um die Profiteure des Geldmonopols zu nähren. Gegen King George II sind die Amerikaner wegen der Teesteuer aufgestanden. Wann werden Sie gegen George Bush II oder Hillary die Erste aufstehen?

Es ist ironisch, daß der einsame verfassungstreue Kapitalist Ron Paul gegen das angeblich kapitalistische Establishment aufbegehrt und an seine kommunistisch-etatistisch-kollektivistische Wurzel will - das Geldmonopol der Finanzelite. Es könnte sich herausstellen, daß nichts "antikapitalistischer" ist als der Kapitalismus...

Wundert sich denn eigentlich niemand, warum Ron Paul, der Kapitalist, der lautstarke und entschlossene, jahrzehntelange Advokat freier Märkte, der glühende Befürworter internationalen freien und unregulierten Handels vom "Kapital" so garkeine Unterstützung bekommt? Warum lassen die angeblich so mächtigen Finanz- und Medienmogule ihre Spendengelder nicht ihm zukommen? Warum sponsern sie ihn nicht, schenken ihm Sendezeit und Rampenlicht? Was sind das denn für "Kapitalisten"?

Kapitalismus ist offenbar ein seltsames Phänomen. Allgegenwärtig. Gefürchtet, geliebt, respektiert, verachtet, mißbraucht und mißverstanden. Ein großer Teil der Menschheit lehnt ihn ab und der große Teil, der ihn befürwortet, merkt nicht, daß er garnicht in ihm lebt.

Vielleicht kann Ron Paul hieran etwas ändern.

3 Kommentare:

classless hat gesagt…

Vielleicht ist aber doch Kapitalismus einfach Kapitalismus, egal wie groß oder klein. Und vielleicht sind Revolutionen einfach wirklich Revolutionen und sehen vielleicht etwa so aus:

"Im Film geht es, kurz gesagt, um die Geschichte eines jungen Mannes, der im Kapitalismus aufwacht, sich dem Illuminatenorden anschließt und schließlich ebenso die Liebe genießt, wie er zur Abschaffung der alten Welt beiträgt. Die Musik wurde von Bach, Mozart, Beethoven, Mahler, Schönberg, Lemmy Kilmister und Eisler komponiert. Die Regisseure des umfassenden Teams arbeiten in der Mehrzahl für Hollywood, es kommen aber auch Franzosen und Russen vor."

"Join the Illuminati - free the Slaves!"

Anonym hat gesagt…

Schöner Beitrag. Hoffentlich lesen ihn viele Leute, denen libertäres respektive liberales (ohne Bindestriche!) Denken unbekannt ist. Die mangelnde Aufgeklärtheit der breiten Massen bezüglich politischer Ideen macht IMHO das Hauptproblem in unserer Welt aus. So, wie du's schon im Freiheitsforum geschrieben hast, sehe ich es auch. Ron Paul sollte unbedingt von jedem Freiheitsfreund und Anti-Etatisten unterstützt werden. Kein anderer Mensch, der etwas von (politischer) Ökonomie und Philisophie versteht, kann soviele Menschen erreichen wie Dr.Paul es könnte, wenn man ihn denn lässt.

Lieben Gruß
Daniel

PS: Wo bekomme ich ein Ron Paul-Shirt her?

Fabio Bossi hat gesagt…

Danke!

Sag` das mal den Typen im Freiheitsforum...

Die Shirts gibt es auf www.lightbeat-fashion.de

 
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