Mittwoch, 5. März 2008

Wie der Staat Banker zur Fahrlässigkeit verleitet

...erklärt das deutsche Zwangs-Pay-TV von der ARD aus seinem Glashaus:

http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_278266

18.02.2008 14:34
Wie der Staat Banker zur Fahrlässigkeit verleitet
von Angela Göpfert

Darf's ein bisserl mehr sein? Der Staat hat bei seinen Rettungsaktionen für angeschlagene Banken wie die IKB das rechte Maß verloren. Ein Blumenladen darf pleite gehen - aber nicht eine Bank. Die Folgen sind verheerend.
Ein Rettungsring reicht bei der IKB nicht
Nochmals 1,2 Milliarden Euro: Das ist die stolze Summe, die das Bundesfinanzministerium im Rahmen der dritten Rettungsaktion für die skandalöserweise immer noch im MDax notierte IKB nachgeschossen hat. Bislang hatten die IKB-Rettungsmaßnahmen bereits ein Volumen von rund 7,6 Milliarden Euro. Davon trägt die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau mit gut 6 Milliarden Euro die Hauptlast. Das Signal an die Chefbanker ist dabei ebenso klar wie verheerend. Die Verantwortlichen in den Banken mögen es vor der IKB-Katastrophe geahnt haben - sonst hätten sie wahrscheinlich nicht so verantwortungslos gehandelt. Doch nach der IKB-Geschichte wissen sie es ganz sicher: Sie müssen für ihr Handeln ganz gewiss nicht gerade stehen. Und wenn sie es so richtig vergeigt haben, dann springt schon der Staat ein und zahlt die Zeche aus dem Steuersäckel.

Handeln ohne Folgen

Damit werden die Banken vom Staat zur Verantwortungslosigkeit erzogen. Zumal der Fall IKB kein Einzelfall ist. IKB, Sachsen LB, West LB, Bayern LB: Die Liste der (halb-)staatlichen Banken, die sich mit US-Ramschhypotheken, getauft auf den beschönigenden Namen "Subprime", verspekuliert haben und die jetzt den stützenden Arm des Steuerzahlers bedürfen ist lang. Doch nicht nur hierzulande, sondern auch jenseits des Ärmelkanals werden Banker für ihr Handeln nicht zur Rechenschaft gezogen. So wird die krisengeschüttelte britische Northern Rock nach langem Hin und Her nun verstaatlicht. Die Bank war im vergangenen September nach der Krise am US-Immobilienmarkt in die Klemme geraten und musste bereits mit einem Notkredit der Englischen Notenbank gerettet werden.

Leichtsinnige Anleger?

Dabei werden die staatlich konzertierten Rettungsaktionen immer gleich begründet: Die Konsequenzen etwa einer Bankenpleite für das Finanzsystem wären unübersehbar. Das mag die Anleger zunächst freuen - vor allem diejenigen, die in Aktien der maroden Geldhäuser investiert hatten. Doch die Freude dürfte nur von kurzer Dauer sein. Denn auf mittlere und längere Sicht wird durch dieses "Künstlich-am-Leben-Erhalten" eigentlich insolventer Banken nur der Leichtsinn der Anleger gefördert. So gab es selbst nach dem nochmaligen Kurseinbruch am Montag immer noch Käufer für IKB-Aktien.

Einladung zum Missbrauch

An die Banker selbst stellen diese staatlichen Rettungsmaßnahmen dagegen eine regelrechte Einladung zum Missbrauch dar. Ökonomen kennen diese Problematik unter dem Begriff des "moral hazard": Wenn man für die Konsequenzen seines Handelns nicht die Kosten tragen muss, dann klaffen individuelle und kollektive Rationalität weit auseinander. Das hat verheerende Folgen – nicht zuletzt auch für die Finanzmärkte: Denn das Risikobewusstsein in den oberen Banketagen dürfte nun weiter sinken. Damit sind die nächsten "Verspekulationen" gewiss. Und somit auch die nächsten Blasen, die irgendwann platzen müssen, und die nächsten Crashs.

Danke, Vater Staat!

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Danke, ARD!

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