Donnerstag, 22. Januar 2009

Revisionismus gehört zum Kernbestand der Aufklärung

Ein grandioses Fundstück auf einer grandiosen linken (!) Internetseite:


"Der Revisionismus gehört zum Kernbestand der Aufklärung " -
Gespräch mit Prof. Dr. Egon Flaig I

Geschrieben von: Mathias Brodkorb
Freitag, 16. Mai 2008 um 02:56

Auszug:


ENDSTATION RECHTS.:

Wenn wir Sie richtig verstehen, würden Sie behaupten, dass sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Geschichtswissenschaft keine vorurteilsfreie, offene Debatte über den Holocaust stattfindet?

Prof. Flaig:

So ist es. Nach meiner Interpretation hat sich dieser moralische Fundamentalismus, der schrittweise an die Stelle rationaler Argumente getreten ist, in den 1990er Jahren entwickelt. Wir müssen unser Verhältnis zur Shoah klären, das ist selbstverständlich. Aber der Shoah-Diskurs hat inzwischen eine enorme Dominanz erreicht. Der Beginn dieser Entwicklung ist letztlich der Historikerstreit in den 1980er Jahren. Die Intervention von Jürgen Habermas schob eine fachwissenschaftliche Debatte auf die Plattform des öffentlichen Moralisierens. Heute muss ich mir eingestehen: Auch ich selbst habe nicht dagegen protestiert; so gesehen bin ich auch mein eigenes Opfer. Es war grotesk, wie man mit dem Problem des „Revisionismus" umgegangen ist und Historiker wie Ernst Nolte immer mehr verfemte. Es gehört zum Kernbestand der Aufklärung, dass der Mensch auf der Grundlage rationaler Argumente seine Erkenntnisse über die Welt Schritt für Schritt erweitere. Da wir alle fehlerbehaftete Wesen sind, muss sich Wissenschaft also definitionsgemäß durch einen Fehler nach dem anderen hindurch arbeiten. Wer wirklich vorurteilsfreie und kritische Wissenschaft im Sinne der Aufklärung betreiben will, muss seine Erkenntnisse permanent überprüfen und ggf. auch revidieren. Revisionismus gehört so gesehen zum substanziellen Kernbestand der Aufklärung. Wenn Revision in der Geschichtswissenschaft unter einen Generalverdacht gestellt wird, dann haben nicht nur Wissenschaftler keine Chance mehr, die Argumente nach fachlichen Kriterien abzuwägen, sondern dann verliert der Intellektuelle - jene Idealfigur des glaubwürdigen Suchens nach Wahrheit und nach Gerechtigkeit - seine gesellschaftliche Stelle; in einer Kultur der politisch korrekten Bescheuertheit - wie es Rainer Paris kürzlich formulierte - geht er einfach unter. Warum? In moralisierten Debatten braucht niemand mehr seine Argumente rechtfertigen, sondern jeder Ignorant darf sich gleichberechtigt wähnen, weil nun die Argumente entwertet sind. Das Moralisieren macht alle Argumente gleich gut oder gleich schlecht. Mehr noch: Moralisieren schafft eine neue - radikal antiintellektuelle -Hierarchie: oben sind die Gutmenschen, und Recht hat, wer am lautesten seine moralische Überlegenheit in den öffentlichen Raum hineinschreit.

1 Kommentar:

Bassmann hat gesagt…

Ein wirklich gutes Interview.
Danke Fabio

 
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