Donnerstag, 24. März 2011

JP Morgan, Silber und die Finanzindustrie

Die folgenden Ausführungen stellen ausdrücklich keinerlei Anlageempfehlung dar. Ich bin zwar seit vielen Jahren "bullish" für Edelmetalle, aber nur weil ich zunehmend "bearish" bin auf "gesetzliche Zahlungsmittel" in den Händen von ein paar wenigen westlichen Giga-Banken im Verbund mit Regierungen und deren gemeinsame Fähigkeit langfristig (!!!) das Vertrauen in die Kaufkraft desselben aufrechtzuerhalten.
Ich bin außerdem nicht gerne "bullish" auf irgendetwas was "outperformt", wenn soziale Instabilität zunimmt, sondern sehe Edelmetalle daher eher als mögliche Versicherung an und wie bei Versicherungen üblich weiß ich nicht, ob der "Schadensfall" eintritt oder nicht und ich wünsche es mir auch nicht. Ich habe auch keinerlei Freude daran, wenn die folgenden Informationen als "Verkaufsargument" "eingesetzt" werden, darum geht es mir nicht.
Mir geht es als Finanzmarktprofi darum, daß mein Berufsstand besudelt ist und wird, wenn ich keine Unschuldsvermutung mehr gegenüber Kollegen und Geschäftspartnern im weiteren Sinne ("Profis wie ich") walten lassen kann. Wenn ich vernünftigerweise davon ausgehen muß , daß betrogen wird, wo betrogen werden kann, weil zB die jeweilige Aufsichtsbehörde entweder korrupt oder überfordert oder beides ist, dann arbeite ich in einem Umfeld, dem ich eigentlich nicht die langfristigen Lebensersparnisse meiner Mandanten ausssetzen möchte.
Als letzte Vorbemerkung möchte ich nur noch anfügen, daß ich persönlich ähnliche "Vorgänge" bei allen möglichen Wertpapierarten zuallermindest vermute, ich als möglicherweise vermeintlicher "Eigentümer" von Aktien- oder Rentenwerten den Edelmetallmarkt also diesbezüglich nicht belächeln würde und ich denke dabei nicht zuerst an Bernie Madoff oder obskure OTC-Derivate.

Nun zur Sache:

JP Morgan hat per Eilantrag die Einsetzung als "Licensed Depositories and Weightmasters for Silver and Gold" für die NYSE/COMEX durchgesetzt, ohne die übliche Überprüfung der Lokalitäten und offensichtlich in sehr kurzer Zeit.
Sie können sich also u.U. (!) jetzt selbst die physische Bedienung der (möglicherweise) eigenen Short-Terminkontrakte bestätigen:

http://seekingalpha.com/article/259549-will-jpmorgan-now-make-and-take-delivery-of-its-own-silver-shorts

"The process of being approved as a licensed vault or weigh-master/assayer for the NYMEX/COMEX futures exchange usually involves a careful security inspection of the vaults, a full report of that inspection, and a completely transparent package submitted to the U.S. Commodity Futures Exchange Commission (CFTC) for approval. This process will ordinarily consume considerably more than 45 days. Apparently, such correct and careful practices apply only to banks and independent storage facilities that are not J.P. Morgan Chase.

Some vault operators are more equal than others. JPM appears immune from processes that everyone else must suffer through. On March 15, 2011, the Commodity Exchange (COMEX) and the New York Mercantile Exchange (NYMEX) advised the CFTC that they had approved J.P. Morgan's application to become a licensed vault facility, using a "self-certification" process. The newly licensed vault, located at 1 Chase Manhattan Plaza, NY, NY, is ready to roll as both “weighmaster” and depository, for delivery of gold, silver, platinum and palladium contracts, as of March 17, 2011, two days later."

Und viel weiter unten:

"Until now, JP Morgan did not have a NYMEX/COMEX vault license. They had to send silver, for example, to HSBC, Brinks, Scotia Mocatta and/or the Delaware Depository in order to "deliver" it on COMEX. Those vaults have been NYMEX/COMEX licensed for a very long time. But now J.P. Morgan has its own vault license, and the manner in which it seems to have obtained it, is troubling. The bank can now, potentially, deliver short obligations to itself. Yes, you read that correctly. The bank itself, if it still holds short silver positions, and/or the hedge funds/related financial institutions who may have taken over the positions, can now deliver the alleged metal to J.P. Morgan's own vault."


Am 5. März schrieb Ted Butler bereits über die Zuspitzung am Silbermarkt, das "Marktumfeld" kann also als "angespannt" bezeichnet werden und Silber notierte heute in USD auf 30-Jahres-Hoch (und ja, wie vor 30 Jahren kann man es nicht essen und es "wirft keine Erträge" ab):

http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyid=15643

Selbstverständlich "weiß" ich nicht, ob es nicht wieder irgendeine möglicherweise legitime Erklärung für dieses Vorgehen gibt und ob der Artikel nicht nur wieder eine "Verschwörungstheorie" ist. Möglicherweise kracht Silber auch demnächst ein, weil gehebelte Spieler nicht mit diesem "Schachzug" vom neuen "Weightmaster" JP Morgan gerechnet haben.
Ich weiß nur, daß Silber sehr viel teurer sein wird, wenn diese "Verschwörungstheorie" über kriminelle Mechanismen am New Yorker und Londoner Silbermarkt je von "der Allgemeinheit" als "Tatsache" betrachtet werden sollte. Das Vertrauen in meine Industrie wird hingegen dann noch geringer sein.
Falls irgenjemand meine Bedenken wohlbegründet beseitigen können sollte, wäre ich sehr dankbar, ich bin weder internationaler Jurist noch ein Experte für Warenterminbörsen.


Disclaimer: Bin persönlich nicht so "long Silver", daß es mich dafür entschädigen würde, wenn sich wieder ein weiterer Abgrund an Lug und Trug in meiner Branche auftun würde, ich will nur nicht ganz ohne Schmerzensgeld dastehen, wenn "die Banken" mal wieder denselben jahrhundertealten Trick durchziehen.

PS:
Wir dürfen uns nicht wundern, wenn "Anonymous" seine Aufmerksamkeit nach Scientology nun auf die FED und die New Yorker Börse zuwendet:

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