Freitag, 17. Februar 2012

Wer hat den Caucus in Maine gewonnen?

Eine detaillierte Analyse zu Maine und den anhaltenden Diskrepanzen bei den US-Vorwahlen vom Veteranen unserem Gastautor Colognepaulist(a), zuerst veröffentlicht bei Larry von http://ronpaulblog.de/:








Mitt Romney mit 39% knapp vor Ron Paul mit 36%, laut den Mainstream-Medien in den USA und auch in Deutschland. Dabei wird gerne ergänzt, dass Ron Paul gehofft habe, in Maine seinen ersten Sieg bei einer Vorwahl zu der Präsidentschaftskandidatur der Republikaner zu erringen, und deshalb enttäuschte.
Doch ist dies richtig? Um erst einmal die offiziell verbreiteten Zahlen in Relation zu setzen:2008 lautete das Ergebnis in absoluten und relativen Zahlen:
Mitt Romney 2,837 51.67%


John McCain 1,176 21.42%


Ron Paul 1,002 18.25%


Mike Huckabee 318 5.79%


Sonstige 158 2.78%




Quelle: Maine Republican Party



2012 lauten sie nach 84 % der ausgezählten Stimmen:


Romney 2,190 39%


Paul 1,996 36%


Santorum 989 18%


Gingrich 349 6%


Sonstige 61 1%




Quelle: Politico



Also hat Mitt Romney in absoluten und relativen Zahlen gegenüber 2008 Stimmen verloren, während Ron Paul seine fast verdoppelt hat.
Aber es kommt noch besser: wie jedem genaueren Beobachter der Vorwahlen bewusst ist, handelt es sich bei den ‚primaries‘ und ‚caucuses‘ um von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich geregelte Abstimmungsprozesse, die von den Parteiführungen der „Grand Old Party“ (Republikaner) in dem jeweiligen Bundesstaat organisiert werden. Es handelt sich also um private Veranstaltungen, die nur sehr begrenzt öffentlicher und gerichtlicher Kontrolle unterliegen.
Und die Führungsebene der GOP hat schon 2008 gezeigt, dass sie skrupellos den Ausgang einer Vorwahl manipuliert, wenn der ihr unerwünschte Libertäre Ron Paul drohte, einen öffentlichkeitswirksamen Erfolg zu erzielen, etwa als sie in Nevada
schlichtweg die Wahl der Delegierten abbrach als die Ron Paul-Anhänger die Abstimmung dominierten.
Auch dieses Jahr gab es bei der Vorwahl in Nevada erstaunliche Manöver. So hat ein reicher Spielbankbesitzer und Förderer von Newt Gingrich, Sheldon Adelson, in einer seiner Veranstaltungshallen in Las Vegas eine Abstimmung mit Zustimmung der GOP durchführen lassen, die sich speziell an Wähler wandte, die aus religiösen Gründen nicht an den Wahlen am Samstag meinten teilnehmen zu können, wie orthodoxe Juden und Adventisten; offenkundig in der Erwartung, dass sich diese Wähler bei dem Gönner mit Stimmen für Gingrich revanchierten.
Allerdings ging dieses Manöver nicht auf. Im Gegenteil: als viele empörte Ron Paul-Anhänger gezielt diese Veranstaltung aufsuchten, um ihre Stimme dort abzugeben und unter Berufung auf die Religionsfreiheit sich weigerten, in ihren schriftlichen Erklärungen einen religiösen Grund zu nennen, weswegen sie nicht am Vortag wählen konnten. Der Veranstalter musste klein beigeben
mit dem Ergebnis, dass sich dort 58% für Ron Paul aussprachen.


Umso mehr verwundert es, dass Ron Paul in Nevada insgesamt sein gutes Ergebnis von 2008 entgegen der Tendenz in den anderen Bundesstaaten nach dem offiziellen Ergebnis nur minimal verbessern konnte und bei der Abstimmung auf dem dritten Platz landete. Dieses Ergebnis ist statistisch und angesichts der aktiven Anhängerschaft Ron Pauls in Nevada ohne Manipulationen in den Hinterzimmern der GOP kaum zu erklären.
Doch in Maine scheint die GOP zu offenkundig manipuliert zu haben: sie lässt offiziell nur 84% der Stimmen auszählen. Dies betrifft ein ganzes County (was in etwa einem deutschen Landkreis entspricht) und zahlreiche Stimmbezirke des Bundesstaates. Wer dies für eine unerlaubte Verschwörungstheorie hält, mag auf diesem <
Link> zu der offiziellen Ergebnisübersicht der GOP überprüfen, wie viele Spalten auf 0 stehen. Nun muss man keinen besonderen statistischen Sachverstand haben, um zu erkennen, dass die fehlenden Stimmen bei weniger als 200 Stimmen Abstand durchaus noch Ron Paul zum ersten Platz vor Romney verhelfen könnten. Vor allem da das betroffene Washington County als eine Hochburg der Paulistas gilt.
Und womit wurde diese Manipulation gerechtfertigt? Zunächst wurde in dem Washington County der letzte Wahltag um eine Woche verschoben wegen eines angeblich drohenden Schneesturms. Dieser entpuppte sich dann aber als für die Verhältnisse von Maine (dem nach Alaska nördlichsten Bundesstaat der USA) harmloser 5-7 cm Neuschnee, der selbst die Veranstalter eines Treffens weiblicher Pfadfinder in diesem County nicht auf die Idee gebracht hatte, ihr Treffen abzusagen. Am Samstagabend ließ der Vorsitzende der GOP von Maine dann verlauten, dass man alle weiteren Stimmen nicht mehr berücksichtigen werde; nicht die von Washington County und auch nicht die der anderen noch nicht ausgezählten Stimmbezirke.
Einfach so.
Zufall, dass gerade Romney führte.


Die Empörung im Ron Paul Lager über diese Frechheit ist natürlich groß. So, wie wenn ein Ringrichter im Boxkampf den bereits angezählten Boxer bei 6 zum Sieger durch technisches KO erklärt.
Aber es scheint wieder so, als ob die Mainstreammedien (mit lobenswerter Ausnahme des Blogs der
New York Times und einiger lokalen Medien in Maine) den Skandal ignorieren werden. Romney ist der Sieger, wie es sich gehört. Selbst wenn es der Ron Paul-Kampagne gelingen sollte, die Wertung aller Stimmen durchzusetzen und Ron Paul vielleicht in einigen Wochen (wie Santorum in Iowa) zum offiziellen Gewinner erklärt wird, ist das Momentum, den ein Sieg jetzt für die Kampagne bedeuten würde, so gut wie verloren.
Und was sagt Ron Paul dazu? Er selbst bislang klugerweise nichts. Denn es wäre gefährlich, wenn er sich lamentierend in die Niederungen und Untiefen der Abstimmungsmanipulation begeben würde. Die Amerikaner mögen keine „schlechten Verlierer“.
Aber er weiß, dass er immer mehr Anhänger gewinnt. Und dass die meisten der bisher gewählten Delegierten tatsächlich Ron Paul-Anhänger sind. Aber dies ist eine andere geheime Erfolgsgeschichte des Dr. Paul.

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